Ich bin am 18.08.1985 geboren. Meine ersten 3 Lebensjahre waren alles andere als leicht. Einen Alkoholiker als Vater, der Nacht für Nacht betrunken von der Kneipe nach Hause kam und Zuhause dann der Ärger immer schon vorprogrammiert war. Meine Eltern stritten sich jeden Abend, sofern ich mich noch an was erinnern kann. Aber Jahre später träumte ich davon und erzählte es meine Mutter, darauf sie mir den Traum bestätigte und mir erzahl wie genau alles damals ablief. Meine Mama hatte es genau wie ich damals auch absolut nicht leicht. Aber nach 3 Jahren lernte sie meinen jetztigen Vater kennen und zog mit ihm erstmal an die Ostsee mich natürlich mit inbegriffen. Dort Lebten wir eine kleine Weile. Meine Mama war glücklich mit ihrem neuem Partner und ich mit meinem neuem Papa. Sobald sich ein anderes Kind an ihm näherte um die Hand von meinem Papa zu halten, schupste ich es weck und sagte laut: Das ist mein Papa!
Ich war sehr besitzergreifend, aus angst einen so tollen Papa wieder hergeben zu müssen. Mein Vater der mich zeugte ließ sich nie blicken, schrieb nie einen Brief und keine Grüße oder Wünsche zum Geburtstag oder Weihnachten. Nichtmal Unterhalt hat er gezahlt um es meiner Mama etwas leichter zu machen im finanziellen Sinne. Heute weiß ich nur dass das letzte was man noch von ihm weis, er ein Obdachloser Alkoholiker war und ab da hat man niewieder was von ihm gehört. Er könnte jetzt tod sein und es wüsste keiner mal. Aber mein Papa ist und bleibt mein jetztiger Vater. Er hat sich um mich gekümmert, war immer für mich da und hat alles versucht um mir ein gutes Leben zu bescheren. Mein Erzeuger ist vielleicht Tod aber mein Papa lebt und mit ihm genieße ich das Leben an seiner Seite als seine Tochter. Daran wird sich auch nie was ändern. 1998 verbrachten wir wie jedes Jahr unsere Sommerferien bei meiner Oma an der Ostsee. Da wir mitlerweile umgezogen waren und ich eine Schwester dazu bekam. Das mein jetztiger Papa nicht mein richtiger Vater war hatte ich natürlich schon als kleines Kind sehr verdrängt, so das ich mich daran nicht mehr erinner konnte. Meine Eltern beschloßen es mir zu sagen und gingen mit mir an den Strand. Meine Mutter sagte mir das er nicht mein richtiger Vater wäre, sondern der Erzeuger nach meinem dritten Lebensjahr nichts mehr von sich hören ließ, als sie sich von ihm trennte, weil sie sich in meinen jetztigen Vater verliebte. Ich sagte zu meiner Mutter das mir das egal sei, mein jetztiger Vater ist mein Papa und daran wird sich auch nie was ändern. Mein Papa stand daneben und weinte, weil er angst vor meiner Reaktion hatte. Was ab da alles ins Rollen kam, hatte zu der Zeit keiner von uns geahnt.
Plötzlich kam alles auf einmal. Ich lernte die falschen Freunde kennen und hatte mir eine falsche Art angenommen meinen Frust und die Wut abzubauen. Ich prügelte mich fast täglich und trank viel Alkohol. Ich hielt mich an keinerlei Regeln. Ich tat einfach das wozu ich grade Lust hatte. Meine Eltern sagten immer wieder das ich das schwierigste Kind sei und sie sich wünschen das es mir bei meinen eigenen Kindern mal genauso geht. Das mein Verhalten aber im tief inneren nur ein großer Hilfeschrei war, hatten sie nicht verstanden. Irgendwann wussten meine Eltern nicht mehr weiter. Sie brachten mich zu 100ten Psychologen weil sie glaubten das ich seelisch krank sei. Aber als sie merkten das auch dieß nichts nützte sondern alles nur schlimmer machte, trafen sie eine Endscheidung die ich bis heute noch nicht verstehen kann. Sie brachten mich in ein Jugendheim. Sie dachten wenn sie das Problem nicht lösen können, dann muss es eben weck. Sie hätten mich doch nur einmal fragen müssen, Kind was ist los mit dir? Bedrückt dich etwas? Wir sind doch für dich da , rede mit uns. Aber statt dessen versuchten sie mich zu verdrängen.
In dem Jugendheim lebte ich ca. 2 Jahre. Mit 2 Betreuern die Wochenweise wechselten und weiteren 8 Mädchen in einem Haus. Da war es alles andere als einfach dort im Heim. Da lebte man frei nach dem Motto fressen oder gefressen werden. Entweder gehörtest du zu den starken oder aber zu den schwachen. Ich gehörte leider zu den schwachen, weil ich kein Mensch war der andere unterdrückend behandeln konnte. Deshalb kassierte ich jede Art von Druck von den Mädels die mit Gewalt alles zu lösen wussten. Es verging keine Woche wo ich nicht etwas gebrochen hatte oder mit blauen Flecken überseht war. Es den Betreuern sagen? Neee, dass wäre dein eigener Tod gewesen, weil du dich vor lauter Druck aus dem Fenster geworfen hättest. Das ging 2 beschissene Jahre so und meiner Mutter war es egal. Egal wie oft ich sie anflehte mich wieder mit nach Hause zu nehmen, sie kehrte mir immer den Rücken zu.
Ich haute im Heim immer und immer wieder ab, weil ich all die Gewalt nicht aushalten konnte. Das ging solange bis meine Mutter und die Betreuer im Heim endschieden mich in eine Psychatrische Anstalt unterzubringen. Ich saß auf dem Revier als mir die Polizei das mitteilte. Ich fragte den Polizisten was ich bitte da solle, denn ich sei ja nicht verrückt oder so. Er sah mich verzweifeld an und sagte ich weis es nicht und kann es selbst auch nicht verstehen. Als ich in der Anstalt ankam sah alles sehr ruhig aus und ich dachte das ich irgendwie die Zeit hier schon überstehen werde. Naja überstanden habe ich sie auch aber wie ist eher die richtige Frage. Ich bekam Medizien von den Ärzten dort die mich ruhig stellte als mir selbst geholfen hat. Meine Eltern besuchten mich dort 3 mal, aber durch die Medizien schaffte ich es nicht mal mich mit ihnen zu unterhalten. Diese Situation sich selbst absolut nicht mehr Kontrolieren zu können und auf kleine Fragen nicht mehr antworten zu können egal wie sehr man will hat mich buchstäblich wahnsinnig gemacht.
Immer und immer mehr verlor ich den Willen zu Leben. Ich versank in Verzweiflung und in Trauer, Wut und Haß auf mich selbst und meiner Familie. 6 Wochen verbrachte ich dort mit "vor mich hin zu wegetieren", ohne Hilfe die einem dort versprochen wurde. Nach den 6 Wochen und ich endlich raus durfte, dachte ich und nun nach Hause in mein Bett und zu meinem kleinen Bruder. Aber da hatte ich falsch gedacht. Meine Mutter packte all meine Sachen ins Auto, drückte mir 10 DM in die Hand und sagte: "So nun sieh zu wie du klar kommst! Zuhause brauchst du dich nicht blicken lassen!" Ich stand also am Arsch der Welt alleine da. Jegliche Hoffnung wurde zerbrochen die ich da besessen hatte als meine Mutter ohne sich nur einmal umzudrehen mit dem Auto losfuhr und mich zurück lies. Ich saß auf der Strasse und wusste nicht wohin? Was nun? Pure Verzweiflung machte sich in mir breit.
Ein Jahr lang streunte ich umher. Lebte 3 Wochen bei den Freunden, dann wieder 4 Wochen bei Bekannten oder Verwandten. Ein Jahr lang ohne ein festes Zuhause, ohne ein eigenes kleines Reich wie Bett, Tasse, Teller und oft auch Kleidung. Verloren in der großen Welt. Ich trank wieder Alkohol und begann auch sogar damit Drogen zu nehmen. Nur zum Glück nicht die großen harten Drogen, sonst hätte ich nicht so schnell wieder davon clean werden können und das aus eigener Kraft. Aber auch das hatte ich geschafft. Allein. Somit lernte ich natürlich auch die falschen Freunde und Männer kennen. Ich hatte einen Freund mit dem ich 9 Monate zusammen war. Es verging keine Woche, wo er mich nicht verprügelte, einsperrte und mich zu gewissen Dingen zwang. War sogar mehrere male wegen ihm bei meinem damaligen Hausarzt. Der empfahl mir zur Polizei zu gehen, aber ich hatte solche Todesangst. Da mein damaliger Freund sogar 5 mal versuchte mich umzubringen. Er verpügelte mich sogar in der Öffendlichkeit, auf offener Straße im Einkaufscenter oder auf dem Marktplatz. Ein haufen Menschen sahen zu, ließen sogar einige ein dummes Kommentar ab. Aber keiner griff ein oder half mir. Wenn man so im Stich gelassen wird, verliert man auch den Glauben daran das die Polizei einem glauben könnte. Aus purer Angst und Verzweiflung. Durch 3 Freundinen schaffte ich den Absprung von ihm. Danke an der Stelle an die 3 Mädels. Doch der Terror hörte nicht auf. Täglich lauerte er mir auf, drohte mir. Drohbriefe füllten meinen Briefkasten. Erst nach meinem Weckzug von 50 km hatte ich meine langerhoffte Ruhe.
Ich lernte dann einen weiteren Partner kennen, der von der ganzen Geschichte mit meinem Ex bescheid wusste und zu beginn viel Verständniss zeigte. Aber das hielt nicht lange an. Es vergingen nur Wochen, als die ersten Streiterein begannen. Ich dachte das sei zu Beginn manchmal normal, bis man aufeinander eingespielt ist. Doch anstatt besser wurde es immer schlimmer und immer häftiger und vorallem immer hemmungsloser. Es ging auch bei ihm dann soweit, dass er mich Nachts stundenlang durch Orte jagte mit Alkoholintus und einer sehr großen gewaltbereitschaft. Immer wieder schlug er mich. Immerwieder drohte er mir. Immerwieder drang er mich voller Angst und Verzweiflung in die Ecken der Räume, wo ich veränstigt fast auf allen viern zusammen gekauert saß und nur noch weinte, weinte und weinte. 4 Jahre war ich mit ihm zusammen. Höhen und Tiefen durchgemacht. Mal war er total lieb und dann wieder ein rießen Schwein von einem Mann. Aber auch nach 4 Jahren schaffte ich den zweiten Absprung, obwohl ich jegliche Hoffnung verloren hatte, jemals einen Mann zu finden der mit mir liebevoll umgehen könnte. Beziehungen gewaltfrei und voller Harmonie gabs für mich nur in
Bilderbüchern und Träumen.
Ich hatte sogar meine Eltern Nachts angerufen und sie gebeten mich abzuholen, weil er mal wieder ausgeflippt ist. So sehr das er meinen Kopf gegen eine Wand klatschte. Worauf ich zu Boden ging und vor Schmerzen begann endlos zu weinen, weil mein Kopf sich anfühlte als wäre er überrollt worden. Das einzige was meine Eltern mir am Telefon mitteilten, obwohl ich ihnen gesagt hatte was los war, ist: Ich solle mich morgen wieder melden. Aber bitte doch nicht vor 10 Uhr, da sie ausschlafen möchten. Wenn ich dann immernoch gehen möchte, würden sie mich auch abholen. Vorallem das schlimmste für mich war eigentlich die Reaktion von meinen Eltern bzw Mutter, als ich mich bereits schonmal von meinem damaligen Partner trennte, wegen der ganzen Gewalt und ihm mitteilte; dass ich nur zurück komme wenn er allen die Wahrheit sagt. Ich hatte die Nase voll davon, immer als Depp dazustehn. Denn egal welchen Zoff ich mit ihm hatte, ich war immer Schuld. Auch wenn mich keine Schuld traf, war ich schuld. Er rief meine Eltern an und teilte ihnen mit, dass ich mich getrennt habe, weil er in der Nacht wo ich ging versuchte in seinem Rausch von Alkohol mich zu Vergewaltigen. Gott sei dank das ich mich wehren konnte. Aber die Reaktion meiner Eltern brach mir das Herz.
Sie sagten am Telefeon zu ihm: Ach komm doch mal auf ein Kaffee vorbei, dann reden wir über alles in Ruhe. Welche Eltern, die ihr Kind lieben, laden einen versuchten Vergewaltiger ihres Kindes zu einem Kaffee ein????? Darauf war ich noch mehr verzweifeld. Ich fühlte mich so allein und verlassen. Verlassen von allen Menschen, denen ich eigentlich etwas bedeuten sollte. Dennoch war das nicht der Grund warum ich ging. Was mich eigentlich zu den Absprung getrieben hat, war nicht die Gewalt sondern das er bis kurz vor unserer Hochzeit etwas mit meiner besten Freundin hatte. Daraufhin verließ ich ihn am nächsten Tag. Ich fuhr zu einem sehr guten Freund, der meine Situation kannte und mir angeboten hatte zu ihm zu kommen, wenn ich es garnicht mehr aushalte. Das tat ich auch.